(K)eine grüne Fläche für alle?

Bezirkspolitik und -verwaltung hätten den Sportplatz lieber rot und exklusiv

Für die Unterstützung von Sport und ehrenamtlichem Engagement beglückwünschten sich Grüne- und SPD-Fraktionen in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord in einer Pressemitteilung, mit der sie sich in die parlamentarische Sommerpause 2021 verabschiedeten. Sie hatten dem Winterhude-Eppendorfer Turnverein zuvor zu einer Finanzspritze von 10.000 Euro verholfen, um bestehende Tennisplätze zu sanieren und signalisiert, dass sie die Planung weiterer Plätze begrüßen.

Das empfinden wir schlichtweg als Ignoranz gegenüber unserem am 15.04.2021 eingereichten Bürgerbegehren und der Mitte Mai erzielten Sperrwirkung für weitere Planungen.

Laut derzeit geltendem Bebauungsplan Eppendorf 10 ist das ganze Gebiet als öffentliche Grünfläche mit Schulspielplatz ausgewiesen. Darüber hatte man sich hinweggesetzt.

Am 01.04.1970 wurde der Neubau eines Clubhauses mit 3 Tennisplätzen genehmigt.

Am 19.05.2000 erlaubte man die Erweiterung um einen 4. Tennisplatz. Allerdings wurde der nicht so gebaut, wie verabredet, dadurch entfiel der Bestandsschutz für den 4. Platz (Vermerk 11.06.2019). Der W.E.T. hatte den 4. Platz einfach gedreht und noch einen 5. Platz davorgesetzt.

Das Rechtsamt sah diese Erweiterung als ‚keineswegs grünflächenverträglich‘ an.

Das alles erfuhren wir erst, nachdem wir anwaltliche Hilfe gesucht hatten, um die Grünfläche für die Allgemeinheit zu retten. Früher herrschte hier reges Leben: die Wolfgang-Borchert-Schule nutzte ihren Schulsportplatz, Kinder und Erwachsene aus dem Quartier durften dort selbstverständlich nach Lust und Laune bolzen, Familienfeste wurden gefeiert – ein Platz für alle eben, jederzeit kostenlos bespielbar. Leider musste 2009 die Wolfgang-Borchert-Schule schließen, bald darauf platzte aber in der Schottmüllerstraße die Marie-Beschütz-Schule aus den Fugen und zog 2018 in die nun renovierte ehemalige Wolfgang-Borchert-Schule.

Inzwischen hatte jedoch 2014 das Bezirksamt die Pflege und Nutzung der Grünfläche mit Schulspielplatz dem W.E.T. in einem Gebrauchsüberlassungsvertrag bis 2039 übergeben. Die Stadt musste sich nicht mehr kümmern, der W.E.T. konnte sich ausdehnen. Die Vereinstore schlossen sich für Nichtmitglieder, die einst öffentliche Grünfläche, der Schul- und Bolzplatz mit dem hohen Ballfanggitter in sicherer, sozialer Umgebung gelegen, wurde nur noch von Vereinsmitgliedern genutzt.

Wir haben in Hamburg über 800 Sportvereine, deren Unterstützung ja lobenswert ist. Aber es muss doch auch Plätze zum Nulltarif geben, die zu jeder Zeit und für alle bespielbar sind!

Im Frühjahr 2020 startete ein „frühzeitiges“ Öffentlichkeitsbeteiligungsverfahren für einen neuen Bebauungsplan Eppendorf 26/Alsterdorf 23. Mit ihm sollen offensichtlich die Schwarzbauten legalisiert und noch 2 zusätzlich vom Verein gewünschte Tennisplätze 6 und 7 samt Flutlichtanlage durchgesetzt werden.

Bereits die erste Online-Präsentation dazu am 13.01.2021 zeigte, dass sich das Bezirksamt offensichtlich mit dem Club solidarisiert hat. Allen Forderungen und Argumenten zum Erhalt der natürlichen grünen Sportwiese für die Allgemeinheit wurde rundweg eine Absage erteilt.

Das veranlasste uns dann am 15.04.2021 als frisch gegründete Initiative ‚GRÜNFLÄCHE FÜR ALLE‘ das Bürgerbegehren beim Bezirksamt Hamburg-Nord einzureichen.

Schon Mitte Mai konnten wir die ersten 2.000 Unterschriften vorlegen. Damit sollten weitere Planungen auf Eis liegen. Die Zeit eilt. Bis Ende September brauchen wir 5.000 Unterschriften. Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Unterschrift, diese Grünfläche für alle zu retten, bevor sie durch 2 weitere Tennisplätze unwiederbringlich rot versiegelt und der Allgemeinheit entzogen wird.

Jutta Anders, Eine Grünfläche für Alle (gruenflaechefueralle.de)

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