Asklepios und die Bestandsschutz-Masche

Am Ende des Kesselflickerwegs in Langenhorn duckt sich ein schauriger Waschbetonbau aus den 70ern, der seit nunmehr 5 Jahren leer steht: das „Haus 37“. Eigentlich sollte hier nichts mehr stehen. Der Bebauungs-Plan Langenhorn 22 sieht den Abriss des Gebäudes und die Herstellung einer Grünfläche als Abstandszone zwischen der Forensik der Asklepios Klinik Nord Ochsenzoll und dem inzwischen entstandenen Wohngebiet vor.

Haus 37: Abriss jetzt!

Doch zur großen Verblüffung aller Betroffenen eröffnete der Krankenhauskonzern im Jahr 2017, dass das Gebäude nach der letzten Nutzung als Wohnhaus durch den Freundeskreis Ochsenzoll reaktiviert werden solle.

Dieses stand nicht nur im Gegensatz zum B-Plan, sondern auch zu den Erwartungen derer, die hier gebaut und gemietet hatten. Denn es hatte Zusicherungen gegeben, dass das „Haus 37“ abgerissen würde, sobald der o. g. Mieter ausgezogen sei. Das Fehlen des Gebäudes auf sämtlichen klinikeigenen Lageplänen festigte den Eindruck, dass das Haus schon aufgegeben sei.

Auf Initiative der Anwohner*innen lud schließlich der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Nord, damals Harald Rösler, zum Runden Tisch ein: Vertreter*innen des Konzerns, der Politik und der Menschen, die im Kesselflickerweg leben.

Auch die 3 vor Ort ansässigen sozial-psychiatrischen Institutionen (Freundeskreis Ochsenzoll, Rauhes Haus und Insel e. V.) saßen mit am Tisch und äußerten ihre Bedenken, dass die „Straße der Inklusion“ überfordert werden könnte.

Durch das Ausscheiden Harald Röslers aus dem Amt, der folgenden Führungskrise im BA Nord und dem Beginn der Corona-Pandemie folgten jedoch zunächst keine weiteren Gespräche.

Dann der Coup: Vier Jahre später, im Januar 2021, informierte Asklepios die direkten Anrainer*innen – und nur die – in einem Schreiben über ihre Pläne. Offensichtlich in Übereinstimmung mit dem neuen Leiter des Bezirksamts Nord, Michael Werner-Boelz, plant der Konzern die Wiederbelegung der maroden Räume (Asbest, Schimmel) für die Unterbringung von zwei psychiatrischen Stationen für junge Patientinnen und Patienten.

Asklepios postuliert Bestandsschutz. Genau diesen Bestandsschutz halten die anwaltliche Vertretung der Anrainer*innen und auch einige Lokal-Politiker*innen für nicht mehr gegeben. Nun hat ein Vermerk des zuständigen Rechtsamts den Bestandsschutz für das Haus 37 fadenscheinig bestätigt (www.haus37-abriss-jetzt.de). Ob die Anrainer*innen vor Gericht ziehen, bleibt abzuwarten.

Schon jetzt ist klar: Sollte Asklepios mit der Bestandsschutz-Masche durchkommen, nimmt die Glaubwürdigkeit von Zusagen, die Verlässlichkeit von B-Plänen und die Inklusion im Kesselflickerweg schwersten Schaden. Wer kann, wird wegziehen. Asklepios dagegen erspart sich einen teuren Abriss und kann nach getaner Sanierung Kasse machen.

Kristina Dörge, Haus 37 – Abriss jetzt!

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